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War die Deutsche Schule ein Spiegel der deutschen Kolonie in La Paz? Ein Fazit
Die Antwort auf die Frage lautet gleichermaßen ja wie nein.
In den 20er Jahren und ab den 50er Jahren war die Deutsche Schule definitiv ein Spiegel der Deutschen Gemeinschaft in Bolivien, auch wenn an der Deutschen Schule von Beginn an immer mehr bolivianische Schülerinnen und Schüler eingeschrieben waren als deutsche. Das war im Deutschen Klub, der deutschen Kulturgemeinde, so nicht der Fall. Wie aber auf den Fotos zu erkennen ist, waren Bolivianer auch in der Deutschen Kulturgemeinde von Anfang an vertreten, sowohl deutscher als auch bolivianischer Herkunft.
In den 30er und 40er war die Deutsche Schule zumindest ein Spiegel der alteingesessenen Kulturgemeinde, dem heutigen CCA, und sie war auch ein Spiegel der Politik des Dritten Reiches. Die faschistische Ideologie fand Eingang in die Schule, in die Kulturgemeinde und sogar in die bolivianische Politik und Gesellschaft.
Besonders deutlich wurde das, als der Schulverein bzw. der Schulträger (heute: Centro Escolar Alemán, CEA) Teil der Reichsdeutschen Gemeinschaft (RDG), der heutigen Deutsche Kulturgemeinde (CCA) wurde.
Der Deutsche Club, CCA und CEA haben heute mit der Reichsdeutschen Kulturgemeinschaft jedoch nichts mehr zu tun. Sie haben unterschiedliche Statuten und Mitgliedschaften, obwohl es personell natürlich viele Überschneidungen gibt bzw. gab. Die RDG gibt es heute nicht mehr.
Mit großer Mehrheit wurde die Schule, wie man in dem Dokument rechts sehen kann, der RDG unterstellt, so dass sie praktisch eins wurden, wenn sie es nicht sogar schon vorher wegen der großen personellen Verflechtung waren.
Deutscher Schulverein La Paz wird Teil der Reichsdeutschen Gemeinschaft (RDG), 1938
Kein Spiegel war die Deutsch Schule indes in den 30er und 40er Jahren in Bezug auf die Gesamtheit der deutschen Kolonie in La Paz bzw. Bolivien, denn es gab keine Repräsentierung von dem “anderen Deutschland” bzw. noch keine Kontakte mit der jüdisch-deutschen Gemeinde und den Mitgliedern des Demokratischen Klubs. Von den drei “deutschen” Gruppierungen war die Schule zu dieser Zeit lediglich ein Spiegel von einer dieser drei Gruppen, vor allem nicht von der jüdisch-deutschen Gruppe, da ab 1939 keine jüdischen Schülerinnen oder Schüler mehr auf der Deutschen Schule waren und diese stattdessen auf die neu gegründete Israelitische Schule gingen.
Heute gibt es den Demokratischen Klub nicht mehr, Juden besuchen wieder die Deutsche Schule und sie können Mitglieder im Deutschen Klub sein oder im CCA, genauso wie viele Bolivianer, die eine Affinität zum Deutschen oder zur Deutschen Schule haben, sei es, weil sie selber Schülerinnen oder Schüler an der Deutschen Schule La Paz waren oder weil sie eine der besten, wenn nicht sogar die beste Schule in La Paz / Bolivien besuchen wollen.
Vielen Dank und viele Grüße von dem “Erinnern Projektteam” aus Berlin und La Paz!
Die Deutsche Schule La Paz, die Gerhart Hauptmann Oberschule Berlin-Köpenick und die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee -Konferenz bedanken sich für die finanzielle Unterstützung von Auswärtigem Amt (AA) und der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA).
Alle historischen Fotos und Dokumente entstammen dem Archiv des CCA La Paz, Bolivien; die Fotos aus heutiger Zeit entstammen privatem Besitz.